Äähm nein, ich fühle mich nicht einsam. Wirklich nicht!

6 Apr

Wow, ich fühle mich wie am Freitag nach einer arbeitsreichen Woche – total platt. Bin um 6.30 aufgestanden, habe einen kleinen gesunden Smoothie gemixt, endlich mein Auto ausgeräumt und bin dann losgedüst zu Hertz, um meinen handlichen Miet-Kleinbus zu holen. Mietwagen deshalb, weil ich heute meine ersteigerte Gartengarnitur abholen musste. Obwohl mein Ford riesige innere Qualitäten hat, wär er einem grossen Tisch, 6 Lehnstühlen und einer Bank nicht gewachsen gewesen.

Bei Hertz angekommen gab es erst einmal überhaupt nix, weil ich meine Kreditkarte vor x Monaten meinem Sozialberater abgegeben habe. In meinem Fall ist weniger Karte nämlich gleich mehr Geld Ende Monat. Auf jeden Fall dann, wenn ich so meine «Phasen» habe. Also ab zu einem Bankomat, Kaution abheben und zurück. Dann der «Schreck»: der handliche Miet-Kleinbus war schon weg. Also habe ich grosszügigerweise zum gleichen Preis einen endlos langen Ersatzumzugswagen bekommen. Möh, ich hatte doch extra den kleinen Bus geordert. Nur leider half alles Gemoser nix – entweder der oder keiner. Naja, wenn das so ist, dann der. Bereits beim Wegfahren fragte ich mich, warum es zwar Abblendlichter gibt, die um die Kurve leuchten, aber keine langen Autos, die sich auch irgendwie um die Kurve biegen. Dann würde ich nämlich weniger Bordsteinkanten abfahren. Wie war das noch einmal mit Frau am Steuer…? Nö, eigentlich mag ich diesen Spruch nicht. Normal kurve ich nämlich sehr selbstsicher durch die Gegend. Auch mit Umzugswagen. Aber was ist schon normal seit den letzten 6 Monaten!

Gut, mein Navi hat mich also zielstrebig zur Gartengarnitur geführt. Dass ich unterwegs noch an einem Metallatelier und einem Anitquitätengeschäft mit Totalausverkauf vorbeifahren musste, war natürlich gemein. Dazu aber später. Die Dame von den Gartenmöbeln – wie hiess sie noch einmal, hmmm – genau, Mira war (ist) ausserordentlich nett und wollte mich unbedingt zu einem Kaffee einladen. Zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass auf meiner Stirn «ich bin extrem einsam, bitte sprich mich an und leiste mir Gesellschaft» stand. Also Kaffee getrunken, den Kiddies beim Frühstücken zugeschaut, Haus angeschaut, Smalltalk mit Mira, Gartenmöbel eingeladen, bezahlt und losgefahren.

Unterwegs musste ich einen Boxenstop bei diesem Metallatelier machen. Draussen standen ja sooooooo coole Sachen rum. Schade hatte ich den Fotoapparat nicht mit dabei. Auch drin gab es allerlei Witziges, Schönes und Originelles zu sehen. Da werde ich bestimmt ein anderes Mal vorbeischauen. Ich habe den Stop gleich genutzt, um mir einen Kostenvoranschlag für einen Wind- und Sichtschutz aus Metall und Holz machen zu lassen. Da muss ich noch ein wenig hinsparen, ne. Aber gut, dass ich jetzt eine ungefähre «Schuhgrösse» habe. Wie ich ihm sagte, dass ich vor gefühlten 1000 Jahren Elektromechanikerin gelernt hatte und so ein bisschen Ahnung von der Arbeit habe, ist der Preis dann zwar noch ein wenig gefallen. *grins* Es ist doch immer wieder gut, wenn man etwas aus dem eigenen Erfahrungsschatz rauskramen kann. Während der Meister am Windschutz rumgerechnet hat, wurde ich von seiner Frau, Freundin oder was weiss ich, zugetextet. Dabei hatte ich doch gesagt, dass es mir überhaupt nichts ausmacht, ein wenig warten zu müssen. Ist wohl nicht angekommen.

Beim Zurücksetzen mit meinem Boliden habe ich dann noch fast die Werkstatt mitgenommen. Ich sage nur «mitgehen bei den Kurven». Nur fast ist nicht ganz und der Adrenalinschub hat mich doch glatt meinen Hunger vergessen lasse. Das wäre spätestens beim Antiquitätenhändler mit Ausverkauf auch passiert. 70% auf alles ist nun wirklich eine Ansage. 70%! Engelchen und Teufelchen haben sich auf meiner Schulter fast gekloppt. Anhalten, nicht anhalten, reingehen, nicht reingehen. Klar, dass Teufelchen gewonnen hat. Es hatte einfach die besseren Argumente:

  1. dass ich so schnell so günstig kaum mehr an tollen Kram kommen würde (Ihr ahnt nicht, wie schwierig das in der Schweiz ist)
  2. dass bestimmt nur Bargeld akzeptiert wird
  3. dass ich ja nur sehr limitierte Bargeldmittel im Portemonnaie habe

Juhuii, und rein in die Wühlkiste. So viele tolle Sachen! Verzinkte Behälter ohne Ende (ich erinnere an meinen zukünftigen Garten), schöne, alte, verrostete Schlüssel (hallo Bilder). Noch viel schönere alte, verrostete Werkzeuge (hallo Eisenplastik). Und extrem schöne alte Messingwaagen mit wunderbarster Patina (hallo «ich weiss noch nicht wofür»). Am liebsten wäre ich mit meinem Riesenauto direkt vor die Türe gefahren, um gleich mal alles einzuladen. Mangels schnöden Mammons habe ich mich auf ein paar «Kleinigkeiten» beschränkt. Und die noch ziemlich unverschämt runtergehandelt. Ich böse ich. Mal schauen, ob ich morgen dazu komme, die Sachen abzulichten. Freue mich nämlich wirklich tierisch darüber. Natürlich konnte ich es mir nicht verkneifen, wenigstens ein paar Details abzulichten. Ok, der Ring gehörte nicht zu den heutigen Errungenschaften. Nur das Holz, das habe ich gefunden. Der Ring ist jedoch ein eigener Entwurf, den ich in einem Silberschmuckatelier habe umsetzen lassen. Und ich finde ihn nach wie vor toll. Vor allem, weil man ihn an zwei Fingern trägt, damit die Fläche schön in der Mitte von zwei Fingern zu sitzen kommt.

130406_Schlüssel_1 130406_Schlüssel_2130406_Ring 130406_Schwemmholz130406_Schlüssel_3  130406_Trompete

Muss ich erwähnen, dass mir die Antiquitätenhändlern mehr erzählt hat, als ich wissen wollte? Und dass sie mir fast noch ein Jesusbild geschenkt hat? Zum Glück ist mir da wieder das Wort mit den vier Buchstaben eingefallen. Gefolgt von dem mit den fünf Buchstaben. Phuh, ich habe doch ein klein wenig etwas gelernt in den letzten Monaten. *wischdenschweissweg*

Auf dem Rückweg bin ich gleich noch bei Fly und Interio vorbei. Dort musste ich ein paar Sachen für das zukünftige Haus abholen. Schlafzimmerkram, Grill und so. Eigentlich wollte ich das ja erst machen, wenn ich umgezogen bin. Aber da ich schon mal einen Wagen gemietet hatte wollte ich das gleich ausnutzen. Die 90 Franken für eine erneute Miete weiss ich besser auszugeben. *smile* Beim Abhollager von Interio arbeitete ein lieber Kerl, nur leider auch sehr – wie soll ich sagen – kommunikationsfreudig. Ich staune schon immer wieder, dass wildfremde Leute oft so ein unbändiges Bedürfnis verspüren, mit mir zu schnacken. Schaue ich so einsam und verhärmt aus? Ich wage oft ja schon gar nicht mehr, die Leute anzuschauen aus Angst, in die Smalltalkfalle zu treten. Das liegt mir nämlich WIRKLICH nicht. Vermutlich ist es bei mir und Fremden wie bei Hunden und meinem Papa. Hunde wollen sich auch immer von ihm streicheln lassen. Wahrscheinlich weil sie merken, dass er Hunde nicht so gerne mag. Instinkt. Immer auf den Schwächsten. Oder so. Ich weiss, ist ja lieb gemeint (von den Hunden und von den Menschen). Aber trotzdem.
Bei Fly ist mir übrigens noch der Beste passiert. Ich stehe vor dem Warenlager bei  meinem Monsterwagen und warte auf ein klappriges Metallregal, mit dem ich einen Schrank für mein niederes Schlafzimmer (1.98m) basteln werde. Da kommt einer mit einem Kombi gefahren, samt Familie. Stellt den Wagen irgendwie ab. Ist nicht zufrieden. Startet den Motor wieder, sägt hin und her und plötzlich putscht mir der mit der FRONTstossstange in die Beine. Aber so richtig. Mit der Front! Hallo?!?! Ich eingeknickt (habe jetzt auch blaue Flecke). Er sägt noch ein wenig hin und her, scheint dann zufrieden mit der Wagenstellung zu sein (NB der Wagen steht jetzt so, dass ich bei meinem Wagen die Hecktüren nicht mehr öffnen kann), steigt aus und fragt: «ich bin Ihnen jetzt aber nicht in die Beine gefahren?» «Äähm, doch (in Gedanken: das hat man ja wohl gesehen, Du Trottel!).» Er: «das habe ich gar nicht gemerkt.» Ach nee, das habe ICH ja gar nicht gemerkt, dass Du das nicht gemerkt hast. Von ihm kam dann nichts mehr. Aber seine Frau hat – von ihm unbemerkt – mit dem Finger an die Stirn getippt, auf ihn gedeutet und die Augen verdreht. Muss Liebe schön sein. *grins*

Ziemlich erledigt bin ich gegen 14.30 Uhr zuhause angekommen. Habe den Wagen ausgeladen – alles in die Garage. Soll mein Auto doch draussen bleiben. Ist ja Frühling. *wuahahahaaaaaa*, das war jetzt der Brüller, nicht!?! Inzwischen war ich auch so richtig hungrig. Aber erst musste noch der Monsterwagen zurück zur Hertzstation. Dass ich beim Tanken die Zapfzäule von der falschen Seite angefahren habe, war ja auch sooooooo klar. Ich hab mich da richtig zum Affen gemacht. Weil ich natürlich trotzdem versucht habe, den Wagen so irgendwie zu betanken. Ich weiss jetzt, dass die Schläuche der Zapfsäulen zwar lang sind, aber nicht so lang. Also umparken. Jaja. Wagen abgeben und losdüsen mit meinem kleinen (bin ich da schon immer so tief gesessen?) ins Toggenburg. Dort musste ich nämlich auch noch Zinkwannen abholen, aus denen ich ein Plätscherbiotop basteln werde. Mit Seerosen. :-) Der Anbieter hat sich dann auch gleich selber zu mir nach Hause eingeladen, um sich das Biotop dann anzuschauen. Wie war noch mal das Wort mit den vier Buchstaben? Hatte es schon wieder vergessen. Nein, verdammt, ich fühle mich nicht einsam. Auch nicht verlassen. Oder unbespasst.

Um 17.30 Uhr war ich dann endlich, endlich, endlich richtig zuhause. Und hatte natürlich den Einkauf vergessen. So eine Sch*****. Zwischen 16 und 17 Uhr schliessen bei uns ja am Samstag die Geschäfte. Super gemacht. Wirklich. *lach* Also heute Abend mal wieder Nudeln mit Tomatenpürée. Und morgen werde ich mal schauen, ob die Tiefkühltruhe im Keller noch eine Überraschung bereit hält. *hoff*

Und jetzt, jetzt bin ich erledigt. Habe ja (gefühlt) eine 70-Stunden-Woche hinter mir. Und das alles erst noch an nur einem Tag hinter mich gebracht. Das muss man sich mal vorstellen.

4 Antworten to “Äähm nein, ich fühle mich nicht einsam. Wirklich nicht!”

  1. Hamburger Innenansichten 6. April 2013 um 22:49 #

    In Sachen vermutete Einsamkeit und dem damit korrespondierenden Redeschwall Dritter, hätte ich beim Lesen Deiner Zeilen eine ganz andere, viel näherliegendere, Vermutung: Die haben sich so gerne mit Dir unterhalten, weil sie Dich schlicht und ergreifend sehr sympathisch fanden. Das würde die Menschen unter dem Strich nicht stiller, aber doch die Gesamtbetrachtung netter machen. ;-)
    LG aus Hamburg

    • fiirvogu 6. April 2013 um 23:10 #

      *verlegenlach* Aus solche Ideen komme ich irgendwie nicht so wirklich. Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass ich auf andere so einladend wirke. Aber das mit dem Eigen- und Fremdbild ist ja immer so eine Sache. Es ist ja jetzt nicht so, dass ich die Menschen, die mich ansprechen, alle irgendwie doof finde. Ich weiss nur halt oft nicht so recht, was ich jetzt genau machen soll. Ob und was von mir erwartet wird und so. Und wenn das dann so oft am Tag vorkommt (bin inzwischen auch etwas aus der Übung), dann finde ich das schon sehr anstrengend. *seufz* Aber gut, dass Du mir den Kopf ein wenig zurechtgerückt und den Blickwinkel verändert hast. :-)
      Gute Nacht-Wünsche…

  2. annaarbeit 6. April 2013 um 21:17 #

    Haha, erst ordentlich ausmisten und dann schwungvoll einkaufen ;)

    • fiirvogu 6. April 2013 um 22:11 #

      Ja, gell, das hört sich total abgedreht an: ausmisten, um wieder einzukaufen. Es ist nur eine ganz andere Qualität einkaufen, weil ich Dinge besorge, die wirklich für mich (Garten) und für Dinge, die ich gerne mache (kreativ betätigen) sind. Und von vielen alten Sachen trenne ich mich sehr gerne. Das Geld, das sie einbringen finanziert dann auch gleich die Neuanschaffungen. So ist es denn auch nicht nötig, mein Budget zu frisieren. ;-)

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