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Ein ausgefüllter Tag

9 Mär

Geschmorte Kalbshaxe mit Polenta und Gemüse, zur Vorspeise einen bunten Salat mit Trauben und Käse – das hat Lene heute Abend für uns gekocht. Den Nachtisch, Toblerone-Mousse und eine Früchte-Charlotte habe ich mitgebracht (gekauft). Lene hat mich am Mittag für Abends eingeladen und ich sagte gerne zu. Nach meinem Frischluft-Exkurs auf der Insel Mainau war ich zwar wieder ziemlich geschafft, auf der anderen Seite hat mir das Fotografieren, das genaue Hinschauen und das „bewusst mit mir alleine sein“ – auch eine Form der Achtsamkeit – doch sehr gut getan.

Das Abendessen war wunderbar, der Abend mit Lene auch. Wir haben geplaudert, über Strickmuster diskutiert (da bin ich ja Fachfrau *grins*) und sie hat mir gezeigt, woran sie in ihrer Freizeit gerade arbeitet. Ich bin immer wieder überwältigt, wie kreativ Lene ist: Stricken, Schmuck herstellen, Häkeln, Nähen – das schüttelt sie einfach aus dem Ärmel. Da kann ich nur so staunen. Wenn ich denke, wie lange ich an einem Schal rumstricke, bis der endlich fertig ist. Da wird mir dann immer richtig bewusst, was die Aussage „im Schweisse meines Angesichts“ überhaupt bedeutet. ;-) Nebenbei haben wir Fussball geschaut, danach noch das Ende von the Voice of Switzerland (meine Favoritin Nicole ist im Finale) und dann war Zeit, nach Hause zu fahren. Zum Glück ist Fasching durch, denn eine Polizeikontrolle hätte ich vermutlich nicht ganz unbeschadet überstanden. Nicht, dass ich mich betrunken gefühlt hätte oder fühle, aber der Absacker-Grappa wäre für das Röhrchen vermutlich doch ein Tick too much gewesen.

Ich muss übrigens noch eine Beichte ablegen: ich habe moralisch verwerflich eingekauft. Und zwar bei KiK. Ich weiss, das sollte man nicht, wegen Kinderarbeit, schlechten Arbeitsbedingungen, etc. Nur gibt es dort einen ganz bestimmten Artikel, bei dem ich meine Moral ganz tief verscharre und trotzdem einkaufe: und zwar sind es diese – bei uns sagt man – Holzfällerhemden, die in Aktion nur gerade mal schlappe 1.99 Euro kosten. Sind zwar für Männer gedacht, aber zum malen, werkeln und im Garten arbeiten sind die auch für mich ideal. Grösse M entspricht dann für mich etwa gerade einem kürzeren Arbeitsmantel. Und sie halten erstaunlicherweise auch noch viel aus. Also wurde mein Holzfällerhemden-Vorrat mal wieder aufgefrischt. Mea culpa. Ich kaufe dafür auch wieder einmal Max Havelaar Orangen.

anders

28 Feb

Es ist zum Verzweifeln. Da schreibe ich gestern, dass es mich beschäftigt, dass ich irgendwie anders bin. Dass mich meine „soziale Kontakte“-Problematik sehr stark beschäftigt und dass ich ihr auf den Grund gehen will/muss und nur einen Tag später haut mir die Realität mein eigenes Unvermögen mit einer Heftigkeit um die Ohren, dass es mich fast zerreisst. Es geht um Neka, eine Freundin, die ich seit ca. 1.5 Jahren kenne und mit der ich seit gut einem Jahr befreundet bin. Sie weiss um den grössten Teil meiner Geschichte, hat auch die Geschehnisse in den letzten Monaten mitbekommen. Ich mag sie sehr gerne. Und doch habe ich es fast „geschafft“, diese junge Freundschaft auch zu zerstören. Weil ich mich die letzten Wochen wieder total in mein Schneckenhaus zurückgezogen habe. Weil ich die Kommunikation verweigert habe – ich habe sowieso kaum mehr ein Telefongespräch angenommen (nicht nur von Neka nicht), keine sms und kaum eMail gelesen, geschweige denn davon, zurückzuschreiben.

Screenshot

Neka ist eine sensible Person. Sie hat diese Haltung wieder total verunsichert. Hat den Fehler bei sich gesucht. Eine Erklärung gesucht. Weil sie mich überhaupt nicht mehr erreichen konnte. In ihrer Not hat sie meinen Sozialberater angerufen, gefragt, ob ich noch lebe, ob es mir gut gehe, hat geweint……und der hat mir das heute erzählt. Mir mein Unvermögen im Spiegel vor die Nase gehalten. Das ist schon irgendwie hart, wie mich einmal mehr die Erkenntnis getroffen hat, dass ich definitiv anders bin. Dass ich mit meinem Anderssein Menschen, die ich mag, verletze. Dass es mir mit meinem Anderssein unheimlich schwierig fällt, mich in der Gesellschaft zu bewegen. Weil Menschen, die es mit jemandem Anderen, wie mir aushalten, unheimlich in sich gefestigt sein müssen. Oder auch anders. Und ich will jetzt wissen, warum ich so anders ticke. Warum ich den Verlust von sozialen Kontakten, von Freundschaften mehr oder vielleicht sogar ausschliesslich mit meiner Ratio wahrnehme und nicht mit meinen Emotionen. Ich glaube nicht, dass ich kalt bin, wie eine Hundeschnauze, aber vermutlich wirke ich manchmal so. Nicht dass es mich gross berühren würde. Aber es macht vieles nicht einfacher. Denke ich.

Zurück zu heute Morgen. Nach dem Gespräch mit mit Herrn B. bin ich tausendmal über meinen Schatten gesprungen und habe mir vorgenommen, bei Neka vobeizufahren. In einem Blumengeschäft habe ich den schönsten Strauss gekauft, den ich finden konnte. Neka hat den verdient. Denn mein Verhalten (wenn auch nicht bewusst und böse gemeint) hat sie nicht verdient. Leider war sie nicht zuhause, also habe ich angerufen und ihr gesagt, dass etwas vor Ihrer Türe steht. Sie hat sich so gefreut. Vorhin haben wir uns kurz in einem Café getroffen und geredet. Ich habe versucht, ihr zu erklären, was bei mir abgeht. Dass sie den Fehler nicht bei sich suchen darf. Dass mein Verhalten nicht gegen sie gerichtet ist. Dass ich oft gar nicht merke, dass ich mich anders verhalte, als man vielleicht erwarten würde. Neka sagt, dass sie das nicht richtig nachvollziehen kann, aber dass sie versuchen kann, zu verstehen. Und sie sagte mir auch, dass man sich neben mir manchmal so klein, so unbedeutend vorkomme. Dass ich oftmals so etwas Anderes ausstrahle. Und dass sie – mit dem Wissen, das sie jetzt hat – vieles in einem neuen Licht sehen kann. Dass sie mir nicht böse ist.

Sie hat ausgesprochen, was ich befürchtet habe. Dass die Menschen eben schon merken, dass ich irgendwie anders bin. Sicher nicht alle. Und sicher nicht immer. Aber halt trotzdem. Und ich weiss nicht einmal, was denn anders ist. Ich weiss nur, dass es ist.

Wieder beruhigt

5 Feb

Schneesturm

Innert zwei Stunden sind wieder mindestens 10 cm Schnee gefallen. Und es schneit weiter – Schneesturm gleich – , deckt alles mit kaltem, dämpfendem Weiss zu. Und so, wie der Schnee die Geräusche schluckt, die Welt auf einmal ganz ruhig erscheinen lässt, genau so ist auch in mir Ruhe eingekehrt.

Eins meine ich zu wissen: Emotionen sind nichts für mich. Da mir Gefühle eher fremd sind, scheine ich sie zeitweise sehr schlecht kontrollieren zu können. Vor allem dann, wenn von aussen irgendwelche Impulse kommen, die in mir etwas ansprechen. Das kenne ich in dieser extremen Form nicht. Irgendwie waren die drei vergangenen Tage recht heftig für mich. Ich fühle mich jetzt total ausgelaugt. Heute Nachmittag bin ich wie eine tote Fliege auf dem Sofa gelegen, den Kopf in Freitags weichem, schwarzem Fell vergraben. Wie schön, dass der liebe Kerl seinen verrückten Dosenöffner mit einer so scheinbar unerschütterlichen Gelassenheit erträgt, ja sogar zu lieben und unterstützen scheint. Robinson ist da gleichgültiger. Er scheint eine ebenso verkorkste Seele zu besitzen, wie ich.

Den Gemütsausbruch von heute Mittag habe ich mir noch einmal durch den Kopf gehen lassen. Ich muss da in der Klinik etwas falsch verstanden haben. Ich muss. Anders ist das nicht möglich. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Dr. H. auf der einen Seite sagt, dass ich mir wegen des Geldes keine Sorgen machen soll und zahlen könne, sobald ich wieder in Lohn und Brot bin und auf der anderen Seite erhalte ich die Rechnungen in der Erwartung, dass ich diese innerhalb ein bis zwei Monaten bezahle. Das geht nicht auf. Das kann nicht aufgehen. Ich muss mir da noch Klarheit verschaffen.

Was mich jetzt noch beschäftigt ist, dass ich so instabil bin. Ich fühle mich in etwas so, wie eine „unguided missile“. Ich kann mich nicht lenken und irgenwann erfolgt irgendwo der Einschlag. Für heute ist der Zünder entschärft, nur bis wann?

Ich bin froh, dass ich mich heute Abend noch zum Treffen mit meiner Ex-Therapeutin aufraffen konnte. Sie hat ein von mir gemaltes Bild für eine Ausstellung ausgewählt. Aus den Bildern, die ich während meines stationären Aufenthalts gemalt habe. Danach bin ich noch bei Lene vorbeigefahren. Sie ist einfach eine tolle Freundin: hat nicht viel gefragt, sondern mich gleich zum Abendessen eingeladen. Dabei ist mir aufgefallen, dass ich vorher nur zwei Marzipan-Deko-Karotten zu mir genommen hatte. Ohne Lene hätte ich heute vermutlich gleich gar nichts gegessen, ohne es überhaupt zu merken. Tja. Die Rückfahrt war äusserst schlibbrig und die Sicht zeitweise stark eingeschränkt. Winter bleibt nun mal Winter.