Mein Blog hat ein wenig gelitten in der letzten Zeit. Auch meiner Kamera ist es in den letzten Wochen wohl ein wenig langweilig geworden. Das liegt nun nicht primär daran, dass ich keine Lust gehabt hätte, zu fotografieren oder zu schreiben, sondern vielmehr darin, dass ich nicht wusste, woher ich die Zeit nehmen sollte. Manchmal frage ich mich, ob es rein an mir liegt, dass mein Leben kaum einmal zur Ruhe kommt oder ob es tatsächlich so etwas wie Bestimmung gibt, die bei mir dieses teilweise so rasante Tempo, diese Wechsel und diese Neuigkeiten bewirkt. Primär war es diese Hofwoche, die so viel ausgelöst hat, wie ich es mir in meinen kühnsten Träumen nicht hätte denken können. Mit dem Thema Männer hatte ich ja eigentlich abgeschlossen: lieber kein Mann, als ständig irgendwelche faulen Kompromisse und Ärger. Und dann läuft mir doch tatsächlich Christof über den Weg. Oder ich ihm – je nachdem, wie man es betrachten will. Und plötzlich waren die Tage angefüllt mit landwirtschaftlichen Tätigkeiten, mit Bewerbungen schreiben, mit Vorstellungsgesprächen (man sollte es nicht glauben), mit zwei Haushalten und dem unvermeidlichen und unsäglichen Pendeln zwischen zwei Orten. Ganz schön anstrengend. Aber auch schön. Denn auf der anderen Seite ist da ein lieber Mensch, der mir das Gefühl gibt, angekommen zu sein, der mich so nimmt, wie ich bin und der sich mit mir eine Zukunft vorstellen kann. Genauso, wie ich mir mit ihm. Das Wort «heiraten» klingt plötzlich gar nicht mehr so lächerlich in meinen Ohren und auch beim Thema Kinder stellen sich mir nicht mehr die Nackenhaare auf. Alles ganz ungewohnte Gedanken und Gefühle. Und mein Schatz an der Seite, mit dem ich mich darüber austauschen kann. Dann hat vor knapp zwei Monaten das Studium wieder begonnen, die Zeit wurde noch knapper und seit einer Woche arbeite ich nun auch wieder 50%…in der Nähe von Christofs Wohnort. Jaaaa, Nachtigall, ich hör‘ Dir trapsen – ich werde zu Christof ziehen, vielleicht noch im alten Jahr, aber ganz bestimmt im Januar 2015. Mein geliebtes, kleines Bauernhäuschen hat bereits wieder neue Mieter gefunden, die hoffentlich meinen schönen Garten, die Terrassen, etc. genauso zu schätzen wissen, wie ich das getan habe. Aber ich freue mich auf das Zusammenleben mit Christof. Wir haben es wirklich gut miteinander, lachen viel, reden viel, unternehmen viel gemeinsam – auch wenn es manchmal «nur» die Arbeit auf dem Hof ist. Und ich finde es total schön, dass Christof mit mir zusammen sein Haus renovieren will. Dass er mich voll mit einbezieht, mich mehr als nur mitreden lässt und sich mit mir auf das zukünftige Zuhause, auf unser Zuhause, freut. Und was heisst da überhaupt «renovieren wollen»!? Wir sind schon voll dabei: Abriss in Eigenregie.
Da ich bis vor einer Woche noch über viel freie Kapazität verfügte, habe ich den Löwenanteil davon bewältigt. Christof musste schliesslich dafür sorgen, dass seine Frucht und das Obst geerntet und dass die Felder für das nächste Jahr schön vorbereitet werden. Natürlich auch mit meiner Unterstützung, wenn es die Zeit zuliess. Schliesslich finde ich es auch schön, ein Feld mit einem Pflug oder Grubber zu bearbeiten. Aber zurück zur Renovation: wir haben also das Erdgeschoss komplett entkernt. Wer das bereits einmal getan hat, der weiss, was das bedeutet. Es galt, das alte Täfer und Schilfrohrmatten mit dicken Gipsschichten von Wand und Decke runterzureissen, auch den Zwischenboden, auf dem kubikmeterweise Schlacke als Isolation verteilt war. Die Küche musste raus, der alte Kachelofen, das Bad, Decke und Boden vom oberen Zimmer, das ein Bad werden soll, die Klebbeläge auf der Treppe und letztendlich auch noch die ganzen Böden bis runter auf die Hourdisdecke. Das Material mit Schubkarren und in Eimern fein säuberlich getrennt auf verschiedene Haufen werfen, geschützt mit Feinstaubmaske, Schutzbrille, wenn möglich und Hörschutz, wo nötig. Dauerbegleitet von feinem Staub, der sich überall festsetzt und der kaum mehr wegzubringen ist. Jetzt ist langsam ein Ende in Sicht und das ist auch gut so, denn auch ich gehe so langsam aber sicher auf den Felgen. Manchmal frage ich mich halt schon warum immer wieder so viel auf einmal kommt. Klar ist, dass mich auch die Bauleitung ziemlich fordern wird, aber mindestens wird diese nicht mehr körperlich so anstrengend, wie der Abriss. Übermorgen ist das Koordinationsmeeting mit allen Handwerkern angesetzt und dann geht es los! Ich habe mir vorgenommen, über die Sanierung ein kleines Bautagebuch auf diesem Blog zu führen. Den Abriss habe ich mindestens ab und an mit dem Fotoapparat dokumentiert. Auch diese Fotos will ich bei Gelegenheit hier noch hochladen – ist halt für mich schon etwas einmaliges, eine Sanierung in dieser Dimension. Aber ich freue mich dann auch auf die Zeit, in der es endlich (vielleicht) einmal etwas ruhiger wird. Wenn es das denn mal wird. Denn es gibt ja noch so viele andere Dinge, die darauf warten, erledigt zu werden. Zum Beispiel mein zukünftiger Garten, der geplant werden will. Dann das «Projekt Schlafmohn», der Anzuchtraum, die Schiebetür vor dem Holzlager, die Sache mit dem Destillieren, etc., etc., etc. Nein, ich fürchte, ruhig wird es wohl noch lange nicht…